Trauer im Alltag:

Wie Trauerrituale helfen Verstorbene im Herzen weiterleben zu lassen

Die Beerdigung ist zu Ende, man betritt seine zuhause und nichts ist mehr, wie es war. Es ist ungewöhnlich leer, die Stille schwer zu ertragen. Denn Trauerarbeit bedeutet nicht Abschied von geliebten Menschen zu nehmen. Es bedeutet viel mehr einen Weg zu finden, die Erinnerungen und die Liebe an sie zu bewahren und in unseren neuen Alltag zu integrieren.

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Trauerarbeit darf individuell sein

Schon beim Begräbnis zeigt sich oft viel vom Charakter der:des Verstorbenen. Individuelle Trauerfeiern mit passender Musik und persönlicher Note sind heute Standard. Hier gilt kein „Man soll“, sondern vielmehr ein „Sie dürfen…“. Denn was für den einen passt, muss für den anderen nicht sein. Und umgekehrt. Wichtig ist, dass Sie Wege finden, die Ihnen helfen, die Trauer zu verarbeiten.

Trauerrituale als Hilfe im Alltag

Nach dem Begräbnis ist der Gang zum Friedhof oft eine Wohltat und die scheinbar einzige Möglichkeit, dem:der Verstorbenen nahe zu sein. Was aber, wenn das nicht genug scheint? Oder wenn man einfach örtlich zu weit von der letzten Ruhestätte entfernt wohnt? Oder aber wenn unsere Jüngsten so gar nichts damit anzufangen wissen?

Dann können diese 5 Trauerrituale ein Anreiz sein, die Trauerarbeit in Ihren Alltag so zu integrieren, dass es für Sie und Ihre Familie passt und Ihnen die Jahre ohne den geliebten Menschen erträglicher macht. Individuell, persönlich und ganz, wie Sie sich wohlfühlen:

Beispiele von Trauerritualen für den Alltag

  1. Trauertagebuch

Gedanken niederschreiben, Dinge aussprechen, die zu Lebzeiten, nicht mehr gesagt werden konnten oder einfach Erinnerungen festhalten. Trauertagebücher können entweder digital oder klassisch im Notizbuch geschrieben werden. Sie können entweder privat und geheim gehalten werden, oder sogar öffentlich via Blog oder Erinnerungs-Website ihren Platz finden. Auch hier gilt die Devise des Individuums. Jede:r von uns darf hier seinen eigenen Weg finden, mit der Trauer im Alltag zu leben.

Tipp: Speziell für Jugendliche und Kinder kann diese Form der Trauerarbeit hilfreich sein. Denn sie können dort wertfrei, vorwurfsfrei und völlig frei von der Leber weg alle (!) Gefühle festhalten und – wortwörtlich – von der Seele schreiben.

  1. Erinnerungskiste

Sich von Gegenständen, der Kleidung oder anderen Habseligkeiten der:des Verstorbenen zu trennen, kann sehr schmerzhaft sein. Die wichtigsten, persönlichsten und intimsten Dinge könnten Sie aber in einer speziellen Erinnerungskiste bewahren und somit auch ein Stück des geliebten Menschen. In so eine Kiste darf alles, vom Foto, über den Brief, besonderen Schmuck, das Parfum, ein Stofftier bis hin zum Reindling-Rezept.

Tipp: Für Kinder kann so eine Kiste die Trauer erleichtern. Sie haben dadurch etwas Greifbares und nehmen dieses Trauerritual sehr gerne an. Es hilft vielen Kindern auch, wenn sie die „Schatzkiste“ persönlich gestalten können und individuell dekorieren, bemalen oder verzieren.

  1. Gedenkplatz

Gerade wenn man von der letzten Ruhestätte des:der Verstorbenen weit entfernt wohnt, kann eine Gedenkecke in den eigenen 4 Wänden ein schönes Trauerritual sein. Egal ob ein Platz im Regal, ein eigener Beistelltisch oder eine Ecke im Garten: lassen Sie hier Ihrer Kreativität und der Persönlichkeit des geliebten Menschen freien Lauf. Wenn Sie sich nach Nähe sehnen, zünden Sie dort eine Kerze an und lassen Ihren Gedanken Raum und Zeit zu fliegen.

  1. Urne für Daheim

Nicht viele wissen, dass man in Österreich – auch ohne Ausnahmeregelung – Teile der Asche des:der Verstorbenen mit nachhause nehmen darf. Der speziell angefertigten Gedenkurne können Sie  daheim einen standesgemäßen Platz geben und so Ihrem geliebten Menschen besonders nah sein.

  1. Spezielle Tage weiterfeiern

An manchen Tagen im Jahr scheint die Sehnsucht bzw. die Trauer besonders stark. Diese Gefühle an Tagen wie Geburts-, Hochzeits- oder Sterbetagen brauchen Ihren Platz. Mit Messen in der Kirche, dem Lieblingsgericht der:des Verstorbenen im Kreise Ihrer Liebsten oder dem Ausflug zum Lieblingsplatz kann man an solchen Tagen die Erinnerungen im Herzen erneut entfachen.

Das Trauerritual, das zu Ihnen passt

Sollten Sie sich die Frage stellen, wie Sie nun zu dem für Sie richtigen Weg kommen? Einfach ausprobieren. Was liest sich für Sie logisch? Worauf hätten Sie Lust? Und damit starten Sie dann. Und sollte sich das wider Erwarten nicht richtig anfühlen oder in einem Jahr einfach nicht mehr passen, dann lassen Sie es sein. Denn im ganzen Leben gilt – und bei Trauerarbeit ganz speziell -, es gibt kein „Man muss …“, sondern lediglich ein „Sie dürfen…“.

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