Das Leben als Bestatter
Ein Beruf, der beginnt, wenn das Leben eines Menschen endet
Credit: bestattung-kaernten
Für Hinterbliebene ist die Nachricht über den Tod eines geliebten Menschen ein außergewöhnliches Ereignis. Es lässt die Zeit stillstehen, Wichtiges in Unwichtiges verwandeln und – in einigen Fällen – keinen Stein mehr auf dem anderen. Für Armin Pansy, Konduktleitung der Pax Bestattung Kärnten, ist der Tod Berufsalltag. Wenn sein Telefon unter der Woche oder während der Bereitschaft klingelt, weiß er, dass gerade ein Leben geendet hat und seine Arbeit nun beginnt.
Wir haben mit Herrn Pansy darüber gesprochen, wie es ist, diesen tabuisierten Beruf auszuüben, ob es Beruf oder doch eher Berufung ist und erfahren, warum er mit den Verstorbenen spricht.
Ein Mensch bleibt ein Mensch. Immer.
„Die Würde eines Menschen ist unantastbar“ steht in unserer Verfassung. Dies gilt auch über das Ableben hinaus. Und so ist es für Herrn Pansy und seine Kolleg:innen der Bestattung Kärnten selbstverständlich, dass auch die Verstorbenen, zu denen sie gerufen werden, mit Würde und Respekt behandelt werden. „Nicht immer ist der Zustand ein schöner. Wir versuchen dennoch bei der Waschung und Hygiene der verstorbenen Personen den Angehörigen einen „letzten Blick“ zu ermöglich, sofern sie es wünschen.“, so Herr Pansy im Gespräch. „Ich spreche dabei auch mit den Verstorbenen, erkläre ihnen meine nächsten Schritte und unterbreche so die Stille.“
Bestatter sein. Ist das einsam?
Mit so viel Tod in Berührung zu kommen, diesen als Arbeitsalltag zu haben, ist schwer vorstellbar. Für Herrn Pansy ist die Arbeit als Bestatter alles andere als einsam oder trist. Er leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Trauerbewältigung, kann Hinterbliebenen eine wertvolle Stütze sein und den Abschied individuell und – ja – sogar schön gestalten. „Als Bestatter muss man gut zuhören können. Im Gespräch mit den Angehörigen erfahre ich viel über das Leben der verstorbenen Personen und kann so die Beisetzung planen, die auch zum Leben gepasst hat. Die Dankbarkeit und Wertschätzung, die von den Hinterbliebenen ausgesprochen wird, bedeutet mir und allen Kolleg:innen sehr viel. Das ist es, was unseren Beruf so besonders macht. Wir bauen Brücken zwischen zwei Welten, die oftmals so weit entfernt scheinen.“
Die Ausbildung zum Bestatter in Österreich
In Österreich finden die Ausbildungen für Bestatter meist in den Unternehmen selbst statt. Dort wird man in folgenden Bereichen ausgebildet:
- Bestattungsfachkräfte: Sie erledigen die Tätigkeiten, die direkt in Zusammenhang mit dem Leichnam stehen. Sie holen diesen ab, waschen ihn, führen die hygienischen Maßnahmen der Thanatopraxie durch und kümmern sich um die Bereitstellung des Grabes bzw. erledigen die nötigen Tätigkeiten am Friedhof.
- Aufnahmeberater:innen: Sie sind die Ansprechperson für Hinterbliebene und Familien. Gemeinsam organisieren sie Trauerfeiern und helfen dabei, den Verstorbenen so individuell zu verabschieden, wie auch sein oder ihr Leben verlaufen ist.
- Generalist:innen: Sie sind das Schweizer Taschenmesser in den Bestattungsunternehmen und vereinen die beiden oben genannten Berufsfelder. Sie sind also von Anfang (Anruf und Information über den Todesfall) über die Planung der Beisetzung mit den Hinterbliebenen bis hin zur beteiligt.
- Sargträger:innen: In manchen Bestattungsinstituten gibt es (meist geringfügig beschäftigte Mitarbeiter:innen), die dabei helfen den Sarg zu Grabe zu bringen.
Die Befähigung zur Führung eines eigenen Bestattungsunternehmens kann auf der Bestattungsakademie, die österreichweit ausbildet, in 5 Modulen absolviert werden.
Vorbereiten auf das Unvorbereitete
Herr Pansy hat vor 7 Jahren, als seine Schwiegermutter verstarb, zufällig einen alten Schulfreund beim Aufnahmegespräch vor sich gehabt und wurde neugierig auf dieses Berufsfeld: „Ich entschloss recht schnell, meinen alten Beruf als Maschinist an den Nagel zu hängen und Bestatter zu werden. Im Internet habe ich versucht, mich auf die erste Begegnung mit einer verstorbenen Person vorzubereiten. Vergebens. Mein erster Todesfall war dann aber besser als meine Vorstellung und mein damaliger Ausbildner ein wirklich toller Kollege und Mensch. Durch ihn habe ich gelernt, diese schwere Stille während der Waschung oder Hygiene durch Gespräche mit mir selbst bzw. den Verstorbenen zu unterbrechen. Das hilft und tut gut.“
Bestatter: Beruf oder Berufung
Herr Pansy ist Generalist. Und das mit Leib und Seele. „Für mich ist jeder Fall anders, jede Familie braucht etwas anderes. Was immer gleich ist: Jede:r Verstorbene ist wichtig. Ich sehe mich als Berater und Stütze in dieser Zeit, um für alle Abschied möglich zu machen.“ Und damit sind wirklich alle, die den oder die verstorbene Person gekannt haben, gemeint. „Es gibt Fälle, da möchte die Kernfamilie eine stille und kleine Trauerfeier. Ich kann dann oft intervenieren und zumindest die Aufbahrung einen Tag zuvor allen Freund:innen und Weggefährt:innen zugänglich machen. Am Ende erhalte ich dann oft einen Anruf der Kernfamilie, wie dankbar sie für diese Idee waren, weil so alle Raum und Zeit hatten, Abschied zu nehmen.“
Der Bestatter – Ein Beruf, wo Fehler nicht ausgebessert werden können
Dieser geschulte und erfahrene Blick von außen ist es, der Herrn Pansy und seine Kolleg:innen der Bestattung Klagenfurt auszeichnet. „Routine ist in unserem Beruf das Schlimmste. Routine führt dazu, unachtsam zu werden oder gar Fehler zu machen. Und ich bin ein Perfektionist, ich möchte, dass es keine Fehler gibt. Denn eine Bestattung kann man nicht wiederholen. Man hat nur eine Chance dafür. Deshalb versuche ich immer die Extrameile zu gehen und habe zum Beispiel auch die Gedenkbücher viel persönlicher und moderner gestaltet. Bei manchen Familien bringe ich diese sogar selbst vorbei.“
Wenn Arbeitszeiten nie enden. Bestatter ist man 24/7.
„Ich kann meine Arbeit niemals hinter mir lassen. Ich bin eine Vertrauensperson und darf diesen Ruf niemals beschädigen. Ausgelassene Partys oder wildes Gestikulieren beim Autofahren, sind seitdem (lacht) absolutes Tabu.“, so Herr Pansy. Das Bild, das Bestattungs-Mitarbeitende nach außen tragen, ist ein edles. Etikette, gutes Benehmen und Knigge sind also eine gewisse Grundvoraussetzung, um den nötigen Respekt während der Bestattung, aber auch im Vorfeld, zu wahren.
“Die schöne Leiche“
Jedes Leben ist anders. Jeder Tod auch. „Für uns ist es einfach, wenn wir Verstorbene aus dem Krankenhaus, dem Pflegeheim oder von zuhause abholen. Schön, weil diese äußerlich noch so aussehen, wie Menschen eben aussehen. Schlimmer und auch deutlich aufwendiger sind jene Anlassfälle, die entweder schon lange unbemerkt waren oder durch Unfälle, Suizid oder Verbrechen eingetreten sind. Hier hat auch unsere Sicherheit oberste Priorität und wir transportieren den Verstorbenen nur mit Schutzausrüstung ab.“, vertraut uns Herr Pansy an.
Die Arbeit mit nachhause nehmen
Nicht immer versterben Menschen friedlich in ihrem Bett. Oftmals kommt der Tod unverhofft und dafür mit aller Härte. „Für mich sind Todesfälle, wo Menschen mitten aus dem Leben gerissen werden, nach wie vor die Schlimmsten. Und je jünger die Person war, desto näher geht einem das natürlich. Gerade daher ist es mir so wichtig, die Trauerfeier und das Drumherum so perfekt wie möglich zu gestalten, damit die Familie zumindest hier keine weiteren Sorgen hat.“, so Pansy.
Supervision im Beruf des Bestatters
Sollten Mitarbeitende der Bestattung Kärnten aber das Gefühl haben, Hilfe bei der Bewältigung gewisser Fälle zu haben, stehen dem Team jederzeit und kostenfrei Supervisions-Gespräche zur Verfügung. „Manchmal verdrückt auch jemand aus unserem Team während der Trauerfeier oder Beisetzung eine Träne. Wir sind ja auch nur Menschen, Eltern und Kinder…“
Bestattungsfachkraft – ein Beruf, der eigentlich mehr Berufung ist und einen wichtigen Baustein im Leben von uns allen einnimmt. Denn was wäre ein würdevolles Leben, wenn dieses nicht ebenso würdevoll verabschiedet werden würde?
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