Die 7 Phasen der Trauer.

Der Umgang mit Verlust und Tod.

Der Tod eines Angehörigen kann einen aus der Bahn werfen. Die Alltagsprobleme und Kleinigkeiten, über die man sich gestern noch den Kopf zerbrochen hat, sich vielleicht sogar deshalb aufgeregt hat, scheinen plötzlich nichtig und klein. Man würde dieser in der Sekunde eintauschen gegen das schier übermächtige Gefühl, einen geliebten Menschen verloren zu haben.

Auf Regen folgt Sonnenschein

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Elisabeth Kübler-Ross, eine der bekanntesten Sterbeforscherin, hat 5 Phasen erarbeitet, die für die Verarbeitung nach einem Todesfall, einem Verlust oder während unheilbarer Krankheiten essenziell sind. Andere Autoren haben diese Phasen um zwei weitere – Desorganisation und Schuldgefühle – erweitert, weshalb diese hier nicht fehlen sollen. Die Forschung der gebürtigen Schweizer Psychiaterin, die 2004 verstorben ist, hat den Umgang mit Sterbenden aber auch Hinterbliebenen wesentlich geprägt und zum Positiven verändert.

Was nützt das Wissen um die Phasen

Streng genommen kann dieses Wissen immer dann angewendet werden, wenn ein abrupter Verlust passiert:

  • Das Aus einer Partnerschaft,
  • das zu schnelle Ende einer Freundschaft
  • oder eben der Tod eines geliebten Menschen.

Je nach Verbindung und Nähe zu der jeweiligen Person, durchlebt man die einzelnen Phasen intensiver und länger. Zu wissen, an welchem Punkt man steht, hilft den Betroffenen ungemein. Sie können so aus diesem schier endlosen Zustand der Traurigkeit eine zeitlich begrenzte Einheit bilden. Mit dem Wissen um die Notwendigkeit und Daseinsberechtigung jeder einzelnen Phase nimmt man zugleich auch deren Schrecken. Am Ende der 7. Phasen kann die so wichtige Heilung beginnen.

Die 7 Phasen der Trauer

  1. Leugnen

„Das muss eine Verwechslung sein.“

So oder so ähnlich lautet wohl der erst Gedanke, wenn das Telefon klingelt und man über das Ableben eines geliebten Menschen informiert wird. Man möchte die Nachricht nicht wahrhaben, man verdrängt diese und macht sie somit „ungeschehen“. Oftmals weiß eine Ebene in uns – die rationale –, dass die Nachricht stimmt und doch wehrt sich unsere emotionale Ebene mit allem, was geht, stark dagegen.

Was hilft?

Versuchen Sie nicht, dagegen anzukämpfen. Meist endet diese Phase von allein und relativ schnell. Erst wenn diese auch nach einigen Wochen noch anhält, ist es sicherer, sich professionelle Hilfe zu suchen.

  1. Wut

„Warum ausgerechnet ‚sie‘?“

Vorwürfe, Hass und Wut machen sich breit, wenn uns Menschen verlassen. Je nach Todesart könnte man diese an die Ärzt:innen richten, die zu wenig getan haben, um den geliebten Menschen zu retten. Oder man richtet diese an die am Unfall Beteiligten und wenn niemand auszumachen ist, richtet sich unsere Wut in dieser Phase an Gott, das Universum oder eine andere nicht greifbare Instanz. Wut ist wichtig und richtig.

Was hilft?

Unterdrücken Sie die Wut auf keinen Fall. Sie kommt so oder so raus und es ist ratsam, diese bewusst fließen zu lassen. Natürlich sprechen wir hier nicht davon, auf andere Menschen loszugehen. Suchen Sie sich Kanäle, um diesem Gefühl freie Bahn zu lassen: Schreien Sie, Boxen Sie gegen etwas Weiches, Reden Sie mit anderen darüber, schreiben Sie jeden noch so hässlichen Gedanken auf oder finden andere Wege, Ihre Wut auszuleben.

  1. Schuldgefühle

„Ich hätte anders handeln sollen.“

Wir können im Nachhinein nichts ändern. Wir können nach dem Tod kein Wort wiederholen, keine Tat ungeschehen machen. Gerade bei Unfalltoden, wo es oftmals wirklich einen Schuldigen gibt, fällt es Hinterbliebenen schwer, von dieser Phase loszukommen.

Was hilft?

Alle, die gefühlt zu lange in dieser Phase stehen bleiben, raten wir, sich Hilfe zu holen. Die Schuldfragen kann zermürbend sein und auf andere Lebenslagen übergreifen und diese zerfressen. Holen Sie sich frühzeitig professionelle Hilfe, um davon loszukommen.

  1. Desorganisation

„Ich fühle mich komisch.“

Die Gefühle, die in dieser Phase entstehen, machen schnell ein Gefühl der Überforderung breit: Angst, Widerwille, Erleichterung, Zweifel und Traurigkeit fallen im Wechselbad über uns herein.

Was hilft?

Sprechen Sie mit Freund:innen oder Berater:innen über alle Gefühle und schämen Sie sich für keines davon. Jedes hat hier seine Berechtigung und braucht seinen Platz.

  1. Verhandeln & Feischeln

„Ich würde alles tun, um es rückgängig zu machen.“

So als wäre das Geschehene eine Strafe des Universums, versuchen wir in dieser Phase das Schicksal neu zu schreiben, mit ihm zu verhandeln und einen besseren Deal zu bekommen. Hier kommt es oftmals zu Überschneidungen mit Phase 1 (Leugnen).

Was hilft?

Wichtig ist zu verstehen, dass Verhandeln und dieses Hadern mit Gott zum Heilungsprozess gehört. Und auch wenn es irrational ist, dadurch einen Verstorbenen wiederzubeleben, so ist es dennoch essenziell für die Verarbeitung der Nachricht über das Ableben eines geliebten Menschen.

  1. Depression

„Es macht alles keinen Sinn.“

Nach dem Tod scheint es für viele Angehörige schwierig zu sein, in ihren Alltag zurückzukehren. Alles, was vorher Spaß und Energie gebracht hat, wie etwa die Kegelrunde mit Freund:innen oder die Wandertouren am Sonntag, scheinen plötzlich völlig sinnlos. Diese Antriebslosigkeit kann bis zu einer depressiven Verstimmung bzw. Depression führen.

Was hilft?

Lassen Sie sich für diese Phase der Trauer Zeit. Oftmals dauert es mehrere Monate bis dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit und Schlappheit endet. Und schämen Sie sich auch hier nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie das Gefühl haben, es allein nicht zu bewältigen.

  1. Akzeptanz

„Es ist ok.“

In dieser Phase kann der Heilungsprozess beginnen. Ja, richtig gelesen: hier beginnt er. Denn erst in dieser Phase akzeptiert man die Tatsache, dass ein Mensch nicht mehr wieder kommen wird, und ist frei von Schuldgefühlen bzw. -zuweisungen. Das Interesse an anderen Menschen oder Aktivitäten kommt zurück, man kann wieder lachen und das Leben genießen.

Was hilft?

Oftmals spüren Hinterbliebene nach dieser Phase den Drang, etwas ganz Neues auszuprobieren und haben manchmal sogar das Gefühl, durch den Verlust etwas gelernt zu haben. Ja, an ihm gewachsen zu sein und vielleicht sogar einen Sinn dahinter zu sehen.

Trauerarbeit bei Kindern

Die Kleinsten unter uns durchlaufen diese Phasen ebenso wie wir. Je nach konkretem Alter ist es hier enorm, wichtig, sie kindgerecht zu begleiten. Während kleinere Kinder viel und oft darüber sprechen, möchten Teenager am liebsten alles mit sich ausmachen. Wichtig ist hier, der Zeitfaktor. Räumen Sie sich im Alltag so viel Zeit wie möglich mit dem Kind ein, damit Gespräche oder Situationen der Offenheit entstehen können. Die typische Frage „Und, wie geht´s dir?“ ist kein Türöffner – solche Gespräche brauchen Platz und Raum.

Anlaufstellen für Betroffene

Die Bestattung Ihres Vertrauens hilft in allen obenstehenden Phasen und sämtlichen damit einhergehenden Fragen gerne weiter. Sie müssen solche großen Gefühle nicht allein verarbeiten. Geschulte Betreuer:innen haben den Blick von außen und können mit viel Erfahrung und Empathie aus der einen oder anderen Phase raushelfen.

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